Footballstories

6 MIO VIEWS …

PROJEKT »FOOTBALLSTORIES« ERFOLGREICH ABGESCHLOSSEN

Unser transmediales Storytelling-Projekt mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und Borussia Dortmund (BVB) erzählt 4 Geschichten gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball.

Start

Im Sommer 2023 begann für Marius Neumann (5vorFilm) und mich (about:stories) eine herausfordernde und ziemlich spannende Projektreise, die vor wenigen Wochen erfolgreich zu Ende gegangen ist. Unsere Reisebegleitung waren die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), der BVB und die Denkfabrik Diversität. Der Anlass war ein ernstes und wichtiges Thema.

Rückblick: Ideenwettbewerb gewonnen

Ein Freund hat uns 2023 auf einen Ideenwettbewerb der bpb aufmerksam gemacht. Der Kommentar dazu. »Das würde doch super passen!«

Der Ideenwettbewerb »Heimspiel für Vielfalt: Mit Webvideos gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball« wurde im Auftrag des BMI/Bundesministeriums des Innern und für Heimat ausgeschrieben und durchgeführt. Gesucht wurden Konzepte für Webvideos und Social Web-Formate, die in Kooperation mit bekannten Persönlichkeiten,  reichweitenstarken Vereinen und Institutionen umgesetzt und auf deren Plattformen veröffentlicht werden sollten. Die primäre Zielgruppe: Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 27 Jahren.

Ziel des Ideenwettbewerbs war die Umsetzung und Veröffentlichung von zwei Webvideo-Projekten im Jahr 2024 auf YouTube und anderen Kanälen und Plattformen.

Den Ideenwettbewerb konnten wir nach drei Runden, zusammen mit einem anderen Team tatsächlich für uns entscheiden. Doch damit begann erst das eigentliche Abenteuer.

Unsere Idee

Unser Ziel: Ein durchkomponiertes transmediales Storytelling-Projekt umzusetzen. Der erste Arbeitstitel, den wir eingereicht hatten, lautete:

»Es sollte der große Tag werden und endet in einer riesigen … Ein Transmediales Erzählprojekt«

4 fußballbegeisterte Menschen erzählten ihre Geschichten. Sie nahmen die Zuschauer*innen mit in ihre persönlichen Fußball-Welten, ob als Trainerin im sozialen Brennpunkt, als weiblicher Fan im Fan-Alltag oder betroffene Person von Alltagsrassismus oder Antisemitismus. Gerahmt wurden die persönlichen Geschichten durch Expert*innen, die die Phänomene verständlich eingeordnet und konkrete Handlungsoptionen zum Umgang mit solchen Erfahrungen aufgezeigt haben.

Die Webvideoreihe und eine ergänzende Projektwebsite (inklusive Lernmaterialien) veranschaulichen alltägliche Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen im Sportkosmos und sensibilisieren für den Umgang damit im Alltag. Die Kurzversionen der Geschichten wurden auf den Social-Media-Kanälen des BVB (Insta, X) ausgespielt, was eine hohe Reichweite garantiert hat. Zusätzlich gab es Langversionen und Zusatzmaterial auf einem eigens eingerichteten YouTube-Kanal. Alles wird auf der Landingpage www.footballstories.de zusammengeführt, vertieft und durch eigens entwickelte Lehr- und Lernmaterialien ergänzt.

Die Theorie – Was bedeutet »Transmediales Storytelling«?

Das Thema »Transmediales Storytelling« beschäftigt mich schon seit einigen Jahren. Ich gebe dazu Workshops und auch in der Lehre an der Westfälischen Hochschule und der TU Darmstadt greife ich das Thema immer wieder mit Studierenden auf. Allerdings fehlten mir bisher wirklich komplexe Beispielprojekte, die nicht aus dem kommerziellen Bereich (Gaming, Film, Medien) kommen und das Konzept ernsthaft umsetzen.

Es gibt viele Definitionen von »Transmedia Storytelling«. Diejenige, die ich gerne mit meinen Studierenden verwende, stammt von dem Comic- und Buchautor Tyler Weaver:

»The crafting of stories that unfold across multiple media platforms, in which each piece interacts with the others to deepen the whole—but is capable of standing on its own— giving the audience the choice as to how deep into the experience they go.«

Der Vorteil dieser Definition ist, dass sie sich auch als Analyseinstrument eignet, um zu sehen, ob ein Projekt tatsächlich konsequent transmedial erzählt oder nur parallel auf verschiedenen Kanälen kommuniziert oder nur das Franchising einer Hauptstory betreibt.

Die Vorbereitung – Ein Uniprojekt und das richtige Expertenteam

Mit Studierenden des Fachbereichs Journalismus und Public Relations der Westfälischen Hochschule habe ich im Wintersemester 2023/24 Teile des Ideenwettbewerbs als Use Case bearbeitet. Die Teams haben eigenständig recherchiert, Konzepte entwickelt, Webseiten gebaut und kleine Interviews, Geschichten und Inhalte zum Thema Rassismus produziert. Die Resultate waren phänomenal. Aber leider nur bedingt verwertbar, da es u.a. keine Freigaben von einigen betroffenen Fußballvereinen gab. Es war für die Studierenden frustrierend zu sehen, wie viele Fußballvereine aus den unterschiedlichsten Ligen bei dem Thema kalte Füße bekamen. Eine sehr positive Ausnahme war Schalke 04, wo die Faninitiativen und Vertreter des Vereins Rede und Antwort standen und offen über ihre Probleme und Lösungsansätze sprachen.

Uns war schnell klar, dass wir das Projekt nur mit Expert*innen zu den sensiblen Themen »Rassismus« und »Diskriminierung« durchführen können, um Denkfehler zu vermeiden und ausreichend reflektiert und wissenschaftlich abgesichert an das Projekt heranzugehen. Hierfür konnte ich mit Julien Bobineau, den ich bereits aus zahlreichen Projekten kenne und außerordentlich schätze, und seinem Team von der frisch gegründeten Denkfabrik Diversität die perfekte Agentur gewinnen. Sie hat nicht nur die wissenschaftliche Supervision des Gesamtprojektes übernommen, sondern aber auch die Erklärtexte für die Website und der Lehrmaterialien zu den Filmen ausgearbeitet.

Vollkrise – Haushaltssperre und Zeitnot

Mit einem fertigen Konzept und vielen Ideen sollte es ursprünglich im November 2023 an den Start gehen. Doch dann kam unerwartet das vorläufige Aus. Die verhängte Haushaltssperre drohte das gesamte Projekt zu kippen und auch die Aussicht auf eine spätere Förderung hat zumindest den detaillierten Zeitplan auf eine harte Probe gestellt. Hier hat das unglaublich engagierte Bewegtbild-Team der bpb, das das Projekt federführend begleitete, großartige Arbeit geleistet und mit uns in engem Kontakt gestanden, um uns wöchentlich auf den neuesten Stand zu bringen. Ende Februar war es dann soweit. Es geht los. Wir können die Serie realisieren. Allerdings fehlten uns 3 Monate im Zeitplan, da sich der Austragungszeitraum zur EM 2024 nicht geändert hatte.

Die Umsetzung – Behind The Scences

Drei Monate Umsetzungszeit waren sportlich. Aber alle Beteiligten haben sich stark engagiert, weil sie von der Wichtigkeit des Themas und des Konzepts überzeugt waren. Der BVB hat viele Türen geöffnet und Abstimmungen auf kurzen Wege ermöglicht (z.B. die Akkreditierung für Drehs während eines Bundesligaspiels). Die Denkfabrik Diversität hat parallel an Konzept, Texten und Lehrmaterialien gearbeitet. Wir haben alle Inhalte sehr kurzfristig mit der bpb abgestimmt und an Details gefeilt, denn mit einem öffentliche Träger im Hintergrund musste alles doppelt abgesichert werden. Wir haben die Landigpage erstellt und gleichzeitig alle Texte einem rassismuskritischen Lektorat durch Josephine Apraku unterzogen. Und natürlich haben wir unsere Geschichten gedreht und die Interviews mit den Expert*innen im benachbarten Studio von Markus Mielek aufgezeichnet.

Alle großartigen Protagonist*innen und Expert*innen (aufführen) haben dankenswerter Weise sehr großzügig ihren Terminkalender strapaziert.

Mit etwas Verspätung, die EM 2024 hatte gerade begonnen, wurde das erste Video auf dem Insta-Kanal des BVB ausgestrahlt, die Landingpage gelauncht, der YouTube-Kanal scharf geschaltet und die ersten Ads geschaltet.

Das Ergebnis – 6 Mio Views und Feedback, das Mut macht

Die Ergebnisse könnt ihr euch unter diesem Link anschauen.

Wir haben tolles Feedback bekommen und sind mit der Resonanz (auch aus der Expert*innenrunde aus Fußball und Bildungsfeld) total happy.

Ein Highlight zum Abschluss war im September die Einladung des Deutschen Fußballmuseums, die Filme dort in einer eigens dafür geplanten Veranstaltung eingeladenen Schulklassen vorzuführen und mit ihnen zu diskutieren. Dafür haben wir einige der Protagonist*innen als Speaker eingeladen und Rede und Antwort gestanden.

Nicht nur die Inhalte, auch die Zahlen waren ein Erfolg. Insgesamt konnten wir auf allen Kanälen fast 6 Millionen Views erzielen und haben durch den BVB als Multiplikator und entsprechende Werbung ziemlich genau die anvisierte Zielgruppe erreicht.

Nachspielzeit & Learnings

Das Projekt, das ich mir für meine Workshops als Referenz zum Thema »Transmediales Storytelling« immer gewünscht habe, gibt es nun. Die Idee konnte tatsächlich sehr gut umgesetzt werden und die einzelnen Teile (Stories & Reels auf Insta und X, Langfassungen und Bonustracks auf YouTube, die Landingpage als Mutterschiff mit den Erklärtexten und Lehrmaterialien) greifen ineinander und erfüllen auch die Anforderungen an das Konzept »Transmediales Storytelling«. Alle Teile funktionieren für sich, verweisen aber aufeinander. Als Big Picture ergeben sie ein Ganzes, das größer ist als die Summe seiner Teile.

Was allerdings nicht so reibungslos funktionierte, wie wir es uns in der Theorie erhofft hatten, war die Konversion von einem Kanal zum anderen. Die Nutzer*innen von dem BVB-Insta-Kanal zu einem eigenen Projekt-YouTube-Kanal oder zur Landingpage zu lotsen, funktioniert nur bedingt. Wir haben die Gründe analysiert und werden dies bei zukünftigen Projekten entsprechend anders handhaben.

Wir hoffen und wünschen uns, dass die Inhalte nun auch in Schulen und Vereinen rege genutzt werden! So hat der BVB den Film der dritten Episode auf seiner Projektseite zum eigenen Awareness-Konzept PANAMA eingebunden. Und das Fußballmuseum zeigt den vierten Teil zum Thema »Antisemitismus« im Rahmen einer Podiumsdiskussion.

Teamwork

Uns bleibt am Ende dieser intensiven Reise das große Dankeschön an die vielen Beteiligten!

Allen voran an das Team »Bewegtbild« der bpb

Die Stabstelle Corporate Responsibility des BVB

Die wissenschaftliche Beratung und Textarbeit durch D2 – Denkfabrik Diversität

Das ganze Filmteam, vor allem Nikolaus Urban (Foto) und Martin Spyra (Ton/FPS Films GbR)

Grafik und & Illustrationen durch Jakob Phillippsen (koebsy illustration)

Vor der Kamera den mutigen Protagonist*innen: Valentina Schüler, Die Nordstadtliga-Queens, Marvin Mainoo-Boakye, Emma Neumann (in der Rolle von Ava) und Aaron.

Vor der Kamera den Expert*innen Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani (TU Dortmund), Rachel Etse, Franciska Wölki-Schumacher & Jonas Gabler (KoFaS), Dr. Julien Bobineau (D2 – Denkfabrik Diversität), Dr. Pavel Brunssen

Weiterer Dank geht an 

Dank geht an Elena Müller (Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW), die Studierenden des Kurses »Transmediales Erzählen« im WiSe 2023/24 an der Westfälischen Hochschule, die Jüdische Gemeinde Dortmund, Mirza Demirovic & das gesamte Team der Nordstadtliga, Studio Markus Mielek, das Nachwuchsleistungszentrum/Borussia Dortmund, Eric Mbarga und Jessica, Florian und Dante (Labsal)

Lass uns in Kontakt treten!

Wofür interessieren Sie sich?
Wie können wir Sie erreichen?
Worüber würden Sie sich gerne austauschen?